14Haselnuss
Corylus avellana
Mitten auf der Wiese vor der Mensa steht das 14. Gewächs des Rundgangs: eine Haselnuss, auch gewöhnliche Hasel genannt, botanisch Corylus avellana, aus der Familie der Birkengewächse oder Betulaceae.
Sie ist in Europa und Westasien heimisch, wo sie auch heute noch vor allem in Anatolien und Mittelmeerregionen weit verbreitet ist. Die Region um die italienische Stadt Avellino nahe Neapel ist seit vielen Jahrhunderten für ihren Haselnussanbau bekannt. Der botanische Beiname avellana erinnert daran.
Haseln sind große, sommergrüne Sträucher. Sie haben mehrere Stämme, an deren Basis Schössling entstehen, die im ersten Jahr mehrere Meter hoch werden können, sich ab dem zweiten Jahr verzweigen und später zur Seite neigen, wodurch der Strauch über die Zeit auch zunehmend in die Breite wächst. Die Sträucher werden bis meist um die fünf, selten bis zu acht Meter hoch und ebenso breit. In seltenen Fällen wächst sie als Baum und wird dann bis zu zehn Meter hoch. Ein solches Exemplar ist neben dem Haupteingang des Hauptgebäudes des Max-Delbrück-Centrums zu sehen.
Haseln sind Flachwurzler, die bis etwa hundert Jahre alt werden können. Die Rinde junger Pflanzen hat einen Olivton, die älterer Exemplare wird zunehmend gräulich und längsrissig. Ihre Blätter sind rund, bis zu zehn Zentimeter lang, haben einen doppelt gesägten Rand, ihre Unterseite ist etwas heller als die Oberseite, die Herbstfärbung ist gelb bis gelborange.
Zwischen Februar und April blühen gelbe Kätzchen. Gegen September und Oktober können die Früchte geerntet werden, für welche die gemeine Hasel seit Jahrtausenden bekannt ist. Allerdings stammen die meisten im Handel erhältlichen Haselnüsse nicht von der gemeinen, sondern der ihr nahe verwandten Lambertshasel (Corylus maxima). Es existieren noch weitere Subtypen, die sich jedoch weder in Gestalt noch Genen voneinander klar abgrenzen lassen, weshalb sie heute eher als Varianten denn als eigenständige Arten begriffen werden.
Die gemeine Hasel ist recht anspruchslos und wächst im Prinzip auf allen Arten von Böden, gedeiht jedoch am besten auf feuchten, gut durchlüfteten, neutral bis leicht alkalischen Böden mit hohem Humusgehalt. Die Hasel bevorzugt warme, sonnige bis halbschattige Standorte, ist aber auch frosthart bis etwa Minus dreißig Grad.
Verwendet werden hauptsächlich die Samen. Sie enthalten zum Teil stark wirkende Allergene, sind jedoch durch ihren hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren überaus gesund.
Als Arzneimittel dienen die Haselnussblätter und die Rinde. Die Blätter enthalten ätherisches Öl, Palmitinsäure, Paraffin, Myricitrosid, Saccharose, Taraxerol und β-Sitosterin. Die Rinde enthält ätherische Öle, Gerbstoffe und andere Substanzen. Beides wird in Teegemischen als Ersatz für Blätter und Rinde der Virginischen Zaubernuss (Hamamelis virginiana) bei Krampfadern, Venenentzündungen, Geschwüren und bei Hämorrhagien verwendet.
Haselnußöl ist reich an Triglyceriden, es gilt als wertvolles Speiseöl in der Diätetik; wird aber auch in der Kosmetik, zur Seifenherstellung, als Brenn- und Maschinenöl genutzt.
Die Hasel hat in Europa eine lange kulturelle Tradition. In der Tat deuten Funde auf eine Nutzung bereits in steinzeitlichen Kulturen hin. Ihre Zweige wurden häufig in heidnischen wie christlichen Gräbern gefunden. Sie ist ein Symbol von Unsterblichkeit, für Fruchtbarkeit, Frühling und (Neu-)Beginn. Im Rom der Antike galt sie als Symbol des Friedens. Im antiken Germanien durfte "Frau Haselin" nicht gefällt werden und Fremde durften von jedem Strauch nur eine Hand voll Nüsse ernten. Nicht zuletzt gilt die "geknackte Nuss" noch heute als Symbol der Erkenntnis. Besondere Eigenschaften wurden auch den Zweigen zugesprochen. Mit ihnen sollten sich Hexen vertreiben lassen.