23Schwarz-Kiefer
Pinus nigra
Neben dem Oskar-und-Cécile-Vogt-Haus befindet sich Station 23 des Rundgangs. Hier wächst eine Gruppe Schwarz-Kiefern, botanisch Pinus nigra, aus der Familie der Kieferngewächse oder Pinaceae.
Die dunkelgraue Rinde und die tief dunkelgrünen Nadeln verleihen diesen Bäumen ein düsteres Aussehen, das dieser prächtigen Konifere den Namen gibt. Der Name Konifere bedeutet übrigens Zapfenträger, von lateinisch conus für „Kegel, Zapfen“ und ferre für „tragen“. Auch der deutsche Name Art-Kiefer geht darauf zurück. Er entstammt der althochdeutschen Bezeichnung “Kienforha”, von Kienföhre, ein zusammengesetzter Begriff, in dem das ursprüngliche Wort für die Kiefer steckt: Föhre oder Fole.
Schwarz-Kiefern sind mittelgroße Gehölze mit geradem Stamm, die bis zu vierzig Meter hoch werden können. Ihre Krone wächst zunächst schlank, mit steigendem Alter zunehmend rund bis schirmförmig. Die Wuchshöhe und die Kronenform variieren je nach Unterart und Standort. Mit zunehmendem Alter reißt die bräunlich-graue Stammborke auf und es bilden sich Längsrisse. Je älter der Baum ist, desto tiefer sind die Risse. Die Nadeln sind gerade oder wenig gekrümmt und bleiben in der Regel ein Jahr am Baum. Je nach Standort blüht die Schwarzkiefer zwischen April und Juni. Die weiblichen Blütenzapfen stehen in Gruppen zu zweit bis viert. Ihre Farbe wechselt von anfangs grün zu karminrot. Die Zapfen reifen im zweiten Herbst nach der Blüte und werden im folgenden Frühjahr – nach der Abgabe der Samen – abgeworfen.
Schwarzkiefern sind langlebig, sie werden bis zu 800 Jahre alt. Ihr ursprüngliches Areal umfasst vor allem Gebirgslagen der Mittelmeerländer Südeuropas, Kleinasiens und des westlichen Nordafrikas. Alle Unterarten der Schwarzkiefer sind sehr lichtbedürftig und wärmeliebend, aber auch kälteresistent bis etwa −30° Celsius. Die Schwarz-Kiefer stellt geringe Ansprüche an Böden, weshalb sie gerne gepflanzt wird, um nährstoffarme Standorte aufzuforsten. Weil sie kräftige Wurzelsysteme hat und auch gegen Salzwasser relativ unempfindlich ist, wird sie als Windschutz an Küsten gepflanzt. Ihre Unempfindlichkeit gegenüber Luftverschmutzung und ihre Resistenz gegenüber Krankheiten macht sie weltweit zu einem beliebten Park- und Forstbaum. In deutschen Gärten gilt sie allerdings als Rarität.
Wie alle Koniferen enthalten auch Schwarz-Kiefern ätherische Öle. Daher wird von Schwarz-Kiefern neben dem Holz vor allem das Harz genutzt. Pro Baum können von sogenannten Pechern bis zu zwei Kilogramm gezapft werden. Die frischen Harzausflüsse von Koniferen nennt man Terpentin. Durch Destillation lässt sich davon das sehr flüchtige, öl- und harzlösende Terpentinöl abtrennen. Es wird für die Herstellung von Lacken verwendet. Aber auch für die Medizin, denn Hauptbestandteil im Terpentinöl ist das toxisch wirksame bizyklische Monoterpen alpha-Pinen, das auch Ausgangsstoff für die Synthese von Kampfer ist. Nach der Destillation des Rohharzes bleiben die festen Bestandteile zurück. Sie werden als Kolophonium bezeichnet. Wegen seiner haftenden Eigenschaften wird es heute etwa beim Handball und Gewichtheben genutzt. Früher wurde es auch als Dichtungsmaterial verwendet. Als Geigenharz auf die Bogenhaare aufgetragen erhöht es die Haftreibung mit der Saite und hilft, dem Instrument Töne zu entlocken. Weil Kolophonium antiseptisch und durchblutungsfördernd wirkt, wird es seit der Antike eingesetzt, um Abszessen und eitrige Hautgeschwüre zu behandeln. Wird es Salben und Pflastern beigemischt, hilft es, rheumatische Schmerzen zu lindern. Heute dient Kolophonium auch als Aktivator und Flussmittel beim Weichlöten.