21Ètoile du matin
um 1954
Gemälde, Öl auf Leinwand, 135 x 100 cm
„Ètoile du matin“ gehört zu einer Gruppe abstrakter Gemälde, bei denen Jeanne Mammen mit der Materialität von Farben experimentierte. Das Gemälde ist gegenstandslos, Mammen rückt damit die Tiefenwirkung der Farben und Lacke und der unterschiedlichen Techniken sie aufzutragen ins thematische Zentrum des Werks. Der Bildhintergrund ist grau. Darauf hat mehrfach Schichten von Farbe und Lack gestrichen, getupft, gespritzt und getröpfelt. In der Bildmitte dominiert ein unregelmäßiges Muster aus schwarzen Linien, umgeben von verwischten rotbraunen Schemen. Orangene, rote, braune und hellblaue Farb- und Lacktropfen und Spritzer füllen das Gemälde sehr gleichmäßig und nahezu lückenlos.
Der Fokus auf das Materialhafte und die Struktur betont den ungegenständlichen Charakter dieses Werks. Der Titel hingegen kann als Verweis auf eine Chiffre gedeutet werden. Der französische Titel „Ètoile du matin“ heißt auf Deutsch Morgenstern, womit das hellste vor Sonnenaufgang hervortretende Gestirn bezeichnet wird, das die Sonne ankündigt. Das Bildzentrum aus dunklen Linien hingegen könnte auf die spätere Deutung dieses mythologisch bedeutsamen Einzelgestirns verweisen. Der Morgenstern trug in der Antike auch den Namen Lichtbringer oder Lichtträger, lateinisch Lucifer. In der christlichen Mythologie wird damit die Lichtgestalt bezeichnet, die nach ihrer Weigerung den Menschen zu dienen von Gott in die Dunkelheit der Hölle gestürzt wurde. Was die dunkel mystische Stimmung des Bildes erläutert.