7Der General
um 1942
Gemälde, Tempera auf Karton, 100 x 70 cm
Das Gemälde „Der General“ gehört zum selben Werkzyklus wie die „Gelehrten Herren“. Jeanne Mammen portraitierte Vertreter des nationalsozialistischen Regimes in kubistischer Weise so, dass keine konkrete Person zu erkennen ist. Vielmehr abstrahierte sie die Menschen durch die Auflösung von Formen so weit, dass im Fall des „Generals“ kaum mehr ein Mensch zu erfassen ist. Im Bildhintergrund dominiert Rot. Der Eindruck lodernder Flammen wird von einem Bereich rechts des Kopfes verstärkt, in der rote und rosa Punkte wie Funkenflug wirken.
Der obere Bereich ist dunkel gehalten und deutet eine Pickelhaube an. In der Mitte ist die geflochtene Troddel zu erkennen, über ihr befindet sich die Spitze als weiße, gezackte Linie. Das Gesicht des Generals darunter ist vollständig in geometrische Grundformen zerlegt und lässt nichts Menschliches mehr erkennen. Zwei kleine weiße Punkte mögen Augen darstellen, ein schmales hohes Rechteck die Nase, die wie das buchstäbliche Brett vor dem Kopf erscheint. Ein nach unten zeigendes, weißes Dreieck mit roter Schraffur mag ein Bart sein und das darunterliegende weiße Rechteck mit schwarzen horizontalen Linien und weißen Tupfern Mund und Zahnreihen. Wirklich erkennbar sind am unteren Bildrand die Epauletten, ein Schulterdekor ranghoher Militärs.
„Im General“ entmenschlicht Mammen das Militär. Wichtig ist es ihr zu zeigen wie gleichermaßen grotesk und brandgefährlich diese Machthaber sind.
Sehen Sie unseren heiligen Vater Picasso an: der hatte keine Angst, sondern Courage. Ich habe keine ganz abstrakten Bilder – es ist immer das Erlebnis einer Form darin.
Zitat aus Jeanne Mammen 1890 – 1976, hrsg. von der Jeanne-Mammen-Gesellschaft in Verbindung mit der Berlinischen Galerie 1978, Edition Cantz Stuttgart-Bad Cannstatt, S.102