25Photogene Monarchen
um 1967
Gemälde, Öl, Stanniol auf Karton, 148 x 99 cm
In den sechziger Jahren beginnt Jeanne Mammens späte Werkphase der Glanzpapier-Collagen, zu denen auch das Werk „Photogene Monarchen“ zählt. Hintergrund bilden rote, blaue und gelbe Farben. Davor sind zwei Figuren erkennbar. Ihre Gliederung in sich wiederholende Segmente erinnert an die kubistischen multiplen Perspektiven. In diesem Fall wiederholen sie sich nach oben hin, was die Gestalten wie Totempfähle wirken lässt. Dazwischen klebt Mammen Glanzpapiere. Sie sind teils farbig, teils übermalt, tragen Muster oder Firmenbezeichnungen.
Mit „Photogene Monarchen“ thematisiert Jeanne Mammen ein zeitgenössisches Geschehnis. Im Juni 1967 besuchen der persische Schah Reza Pahlewi und seine Frau Farah Diba Berlin. Die Proteste gegen seine Politik enden in heftigen Straßenkämpfen zwischen der Polizei und Anhängern der außerparlamentarischen Opposition. Dies geschieht auch auf dem Kurfürstendamm, der Straße, in der Jeanne Mammen wohnt. Sie zeigt den Schah und seine Frau in der Frontale, am unteren Bildrand sind kurze Beine zu erkennen, in der unteren rechten Bildhälfte und der oberen linken lassen sich die zu einer Grußgeste nach oben gerichteten Arme erkennen. Die Figuren sind aus übereinander geschachtelten Elementen aufgebaut. Der Schah besteht aus fünf Stapeln, die wie Ziegenschädel mit großen Augen wirken, die suchend nach links und rechts blicken. Rumpf und Kopf seiner Frau scheinen aus Vasen zu bestehen, leeren Gefäßen, von denen das oberste große dunkle, leer wirkende Augen trägt. An beiden Figuren kleben Glanzpapiere, vielleicht eine Anspielung auf die mit Orden besetzte Prunkuniform des Schahs. Damit entblößt Mammen das Triviale des Monarchenpaares.