1L‘Homme
Jean Ipoustéguy
1963, Bronze
Ein aufrechtstehender, dreibeiniger Mann aus Bronze streckt seine Arme zu beiden Seiten aus und grüßt als erste Skulptur auf dem Rundgang. „L‘Homme“, zu Deutsch: der Mann, ist ein Kunstwerk des französischen Bildhauers, Zeichners, Aquarellisten und Schriftstellers Jean Ipoustéguy.
Jean Ipoustéguy wurde 1920 in Dun-sur-Meuse in Frankreich geboren. Er widmete sich zunächst dem Zeichnen, ging mit 18 Jahren nach Paris, wo er im Atelier von Robert Lesbounit Abendkurse besuchte. Darüber hinaus erhielt er keine akademische Ausbildung. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Künstler sagte einmal über sich:
„Ich bin ein Kind der Banlieue, und die wenige Bildung, die ich habe, die habe ich in Abendkursen und Museen erworben“ 1.
Ipoustéguy galt daher, auch weil er sich von den offiziellen Trends der zeitgenössischen Kunst fernhielt, als lange ignorierter Autodidakt. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Soldat, danach wandte er sich von der Malerei ab, bevor er sich um 1949 ausschließlich der Bildhauerei widmete.
Es folgten internationale Ausstellungen, unter anderem im Musée d‘Art moderne de la Ville de Paris, der National Gallery in London oder dem Museum of Modern Art in New York, sowie der documenta III (1964) und VI (1977) in Kassel. Ipoustéguy gewann zahlreiche Preise, wie den Bright-Preis der 22. Biennale in Venedig (1964) und den „Großen Nationalpreis für Kunst“ des französischen Kulturministeriums (1977). Er starb 2006 in seinem Geburtsort.
L‘Homme stammt aus dem Jahr 1963 und war die erste lebensgroße menschliche Figur von Jean Ipoustéguy. Sie fand auf der documenta III große Beachtung. Zuvor hatte Ipoustéguy zumeist abstrakt gearbeitet, bevor seine Werke figurativer wurden. Inspiriert durch den Surrealismus stellte der Künstler zunehmend den Menschen ins Zentrum seines Schaffens. Er selbst sagte einmal: „Für mich gilt: hat man drei Punkte im Raum fixiert, ist das Problem des Raumes gestellt, und dementsprechend auch das der Skulptur, die ein sphärischer Gegenstand ist, im Gegensatz zur Malerei oder zum Film.
“Diese drei Punkte habe ich immer in meinen Skulpturen betont. (...) Sie werden es auch in meinen anderen Werken wiederfinden. (...) Als ich von Griechenland zurückkam, habe ich Figuren mit drei Beinen geschaffen, denn die sind für mich die Haltepunkte, die notwendig sind für die Stabilisierung im Raum. (...) Außerdem lässt es sich vielleicht metaphysisch deuten. (...)“ 2
Die Skulptur war zusammen mit anderen Werken des Künstlers erstmals 1996 als Leihgabe in Buch. Der Künstler hat damals mehrere Tage im Gästehaus des Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) auf dem Campus gewohnt. Im Jahr 2000 wurde „L‘Homme“ dann mit Mitteln der LOTTO-Stiftung Berlin für den Skulpturenpark erworben.
1) www.economie.gouv.fr/patrimoine/jean-robert-ipousteguy, Stand 23.09.2021
2) www.mdc-berlin.de/de/wissenschaft-und-kunst, Stand 10.09.2021