11Große Karyatide
Gerson Fehrenbach
1964, Bronze
Auf der Wiese vor der Campus-Mensa steht die erste von zwei Plastiken des Künstlers Gerson Fehrenbach: die etwa zwei Meter hohe Bronzeskulptur „Große Karyatide“.
Gerson Fehrenbach wurde 1932 in Villingen geboren. Nach einer Lehre zum Holzbildhauer besuchte er die Kunstgewerbeschule in Bonndorf im Schwarzwald, anschließend studierte er bis 1960 an der Hochschule der Künste Berlin. Mit kurzer Unterbrechung lehrte er von 1963 bis 1980 an der Technischen Universität Berlin. Er nahm an der documenta III 1964 in Kassel teil und stellte seine Werke im öffentlichen Raum unter anderem in Berlin, Frankfurt am Main, Pfullendorf, Offenburg, Villingen und Schwenningen aus. Er starb 2004 in Berlin.
Fehrenbach galt unter den deutschen Bildhauern der Nachkriegszeit als Individualist, seine Skulpturen werden dem Informel zugeordnet, ein Sammelbegriff für Stilrichtungen der abstrakten Kunst dieser Zeit, zu deren Merkmalen die Formlosigkeit und die Spontaneität bei der künstlerischen Produktion gehörten. Der Arbeitsprozess unterliegt keinen starren Regeln, er folgt auch, wie im Surrealismus, Prozessen des Unbewussten.
Fehrenbachs Hauptmotiv war zumeist die menschliche Figur in aufrechter, gestürzter oder sitzender Position. Der Begriff Karyatide stammt aus der klassischen Architektur. Er bezeichnet tragende Elemente von Portalen und Fassaden, die statt zu einer Säule oder einem Pfeiler zu Skulpturen von Frauen geformt sind. Auf seinen zahlreichen Reisen befasste Gerson Fehrenbach sich mit antiker Kunst und intensiven Naturbeobachtungen. Seine Naturstudien verband er mit Motiven aus Mythologie und Religion zu einer für ihn typischen Bildsprache. Kennzeichen seiner Werke bilden knubbelartige Ausstülpungen auf horizontalen und vertikalen Achsen. In diesem Fall modellierte er einen senkrecht stehenden Frauenkörper so, dass er mit den Auswüchsen zu einer organisch wuchernden kopflastigen Gesamtform verschmolz.