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10Marthe Louise Vogt

08.09.1903 in Berlin –
09.09.2003 in San Diego, Kalifornien, USA

Marthe Louise Vogt

Marthe Louise Vogt war eine deutsche Pharmakologin und Neurowissenschaftlerin. Sie lieferte wichtige Beiträge zum Verständnis von Neurotransmittern im Gehirn, insbesondere des Adrenalins.

Marthe Louise Vogt war die Tochter von Oskar und Cécile Vogt und die ältere Schwester von Marguerite Vogt. Marthe Louise Vogt studierte von 1922 bis 1927 Medizin und Chemie in Berlin. 1928 promovierte sie in Medizin, 1929 auch in Chemie. Bis 1931 arbeitete sie als Assistentin im Berliner Pharmakologischen Institut bei Paul Trendelenburg. Nach dessen Tod ging sie an das Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung in Berlin-Buch, wo sie die Abteilung Neurochemie leitete.

Nachdem ihre Eltern pensioniert wurden, offiziell, wegen der Verbindungen Oskar Vogts in die Sowjetunion, in Wahrheit aber, weil sie sich weigerten, jüdische Mitarbeiter*innen zu entlassen, verließ auch Marthe Louise Vogt 1935 das Institut und Deutschland. Mit einem Rockefeller-Stipendium ging sie an das National Institute for Medical Research in Hampstead, London. Dort arbeitete sie mit dem Nobelpreisträger Henry Hallett Dale. Dale hatte die chemische Übertragung von Nervensignalen im vegetativen Nervensystem mit Acetylcholin nachgewiesen. Marthe Vogt konnte daraufhin mit Dale und Feldberg zeigen, dass Acetylcholin auch der Neurotransmitter zwischen Motoneuronen und Skelettmuskeln ist.

Nach Aufenthalten in Cambridge und London erhielt Marthe Vogt 1946 ihre erste eigene Arbeitsgruppe am Department of Pharmacology in Edinburgh. Hier identifizierte sie 1954 mit Noradrenalin und Adrenalin zwei weitere Neurotransmitter im zentralen Nervensystem. Zusammen mit Acetylcholin waren dies die ersten überhaupt identifizierten Neurotransmitter.

Von 1960 bis zu ihrer Emeritierung 1966 leitete Mathe Vogt die Pharmakologische Abteilung des Agricultural Research Council Institute of Animal Physiology in Babraham bei Cambridge. Ihr Ruhestand beendete allerdings nicht ihre Arbeit. 1974 erhielt sie als erste Frau die Ehrendoktorwürde der Universität Cambridge. Erst als ihre Sehkraft nachließ, zog sie 1990 zu ihrer Schwester Marguerite nach Kalifornien. Dort starb Marthe Louise Vogt 2003, einen Tag nach ihrem 100. Geburtstag.

Die Arbeit von Marthe Louise Vogt bildet eine wichtige Grundlage für die moderne Neuropharmakologie. Die Wirkungen von vielen Psychopharmaka oder Muskelrelaxanzien wäre ohne ihre Erkenntnisse nicht zu erklären.

Anna Franziska Schwarzbach, Eisenguss, 2022