16Minerva
Minerva, die Schirmherrin der Künste und Wissenschaften und Hüterin des Wissens.
Diese Büste zeigt im Gegensatz zu allen anderen auf dem Campus Berlin-Buch keinen Menschen, sondern die römische Göttin Minerva. Sie entspricht der griechischen Göttin Athene. Diese war die Tochter von Zeus und Metis. In der griechischen Mythologie heißt es, Zeus habe die schwangere Metis verschlungen. Danach litt er unter Kopfschmerzen und rief den Feuer- und Schmiedegott Hephaistos, der seinen Kopf mit einem Schmiedehammer spalten sollte, um ihn von seinen Kopfschmerzen zu erlösen. Als Gott überlebte er dies, und aus seinem gespaltenen Schädel sprang Athene in voller Rüstung. Seither galt Athene als eine Verkörperung des Geistes, man spricht noch heute von einer „Kopfgeburt“.
Athene/Minerva war Göttin der Städte, der Weisheit, der Strategie und der taktischen Kriegsführung. Sie war Schutzgöttin der Dichter*innen, Lehrer*innen und Handwerker*innen, Schirmherrin der Künste und Wissenschaften und Hüterin des Wissens. In der Antike zierte ihr Bildnis zahlreiche Tempel, Siegel und Münzen. Auch nach der Antike schmückte ihr Bildnis Bauwerke und Institutionen. So wurde es zum Wappen der 1911 gegründeten Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und ihrer Nachfolgeorganisation, der Max-Planck-Gesellschaft.
Nachdem die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft 1926 Minerva als ihr Emblem und Wappenbild wählte, erhielt der Bildhauer Carl Ebbinghaus den Auftrag für diese Büste an der Stirnseite des neuen Kaiser-Wilhelm-Instituts (KWI) für Hirnforschung. Ähnliche Büsten zieren auch andere Bauten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, beispielsweise in Berlin-Dahlem.
Carl Ebbinghaus, Bronze, 1929